Im Zentrum von Solin, auf einer größeren Insel im Delta des Flusses von Solin, der in neuerer Zeit Jadro genannt wird, dessen wahrer Name aber Salon ist, befindet sich neben der Pfarrkirche der Hl. Maria, der Schutzheiligen der Insel, eine ausgesprochen wertvolle archäologische Fundstätte, die heute zur Gänze unter der Erde ist. Die heutige Pfarrkirche wurde im Jahr 1880 erbaut. Auf der Südseite der Insel ist ein angelegter Rasen, auf dem Tausende von Gläubigern an der Messe anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II im Jahr 1998 teilgenommen haben.
Stephanskirche
Auf der nördlichen Seite der heutigen Kirche der hl. Maria befinden sich unter der Erde die Überreste einer dreischiffigen Kirche, die dem hl. Stephan gewidmet war. Sie wurde, was in Solin fast die Regel ist, auf Baustrukturen aus der römischen Zeit errichtet, die sich auf dieser relativ großen Insel im Flussdelta erstreckten. Man muss bedenken, dass der Flusslauf zu früheren Zeit ganz anders verlief, und zwar durch die Stadt selbst, und diese Schlussfolgerung wird am besten von den Überresten der sog. Hohlen Kirche, der größten altchristlichen Basilika in Salona bestätigt, die heute direkt am Flussbett liegt, was gewiss zu der Zeit, als hier diese große altchristliche Kirche errichtet wurde, nicht der Fall war.
Die altkroatische Kirche auf der Insel und die Inschriften auf dem Sarkophag der kroatischen Königin Jelena (Helena) wurden, wie dies meistens der Fall ist, ganz zufällig entdeckt. Auf der Insel wurde nämlich, nachdem im Jahr 1875 die alte Kirche einem Brand zum Opfer gefallen war, an ihrer Stelle im Jahr 1880 eine neue Kirche errichtet, nämlich die heutige. Als man danach im Jahr 1898 mit den Aushubarbeiten für das Fundament des Glockenturms begann, wurden die Überreste alter Mauern entdeckt. Dieser Fund weckte das Interesse des damaligen Direktors des Archäologischen Museums in Split, Don F. Bulić, der zu dem Schluss kam, dass es sich lohnt, an den Forschungen mitzuwirken. Kurz danach wurden im Vorraum der neu entdeckten Kirche die Fragmente einer Inschrift gefunden, und darunter ein Fragment mit den Buchstaben HEL. Bulić bemerkte, dass es sich um die Vorderseite eines Sarkophags handelt, die vollständig beschrieben war. Da er ein guter Kenner der Geschichte war, erinnerte er sich an die Geschichte von Salona des Spliter Chronikers Archidiakon Thomas (_), in der steht, dass der angesehene Herr Demetrius, mit Beinamen Zvonimir, König der Kroaten, der Kirche des heiligen Domnius (d.h. dem Erzbistum von Split) die Kirchen des heiligen Stephan und der heiligen Maria in Salona mit all ihren Gütern zurückgab. Diese Kirchen erbaute und stattete Königin Helena aus und schenkte sie dem Spliter Stuhl zum Besitz nach dauerhaftem Recht. Sie waren aus Achtung vor den Königsgräbern bestimmten Mönchen, die dort beständig Gottesdienste vollzogen, auf Zeit überlassen worden. Dort ist nämlich der berühmte König Krešimir im Vorhof der Basilika des heiligen Stephan zusammen mit mehreren anderen Königen und Königinnen begraben.
Erneute Untersuchungen, die 1972 neben der heutigen Kirche und in ihrem Inneren durchgeführt wurden, sowie der zitierte Text des Chronikers haben einige Zweifel geklärt, so dass man davon ausgehen kann, dass sich auf der Insel eine Kirche befand, die dem heiligen Stephan gewidmet war, und nicht zwei, wie man bis dahin annahm. Auf den Überresten aus der Zeit der Römer wurde nämlich im 10. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika mit Atrium (Vorhof) errichtet, in dem ein zerstörter Sarkophag mit der Grabinschrift der Königin gefunden wurde. Diese Kirche existierte zweifellos zur Zeit des Chronikers Thomas, da er sie genau beschrieb und bestätigte, dass sich in ihrem Atrium die Gräber von Königen befinden. Sie wird auch in späteren Dokumenten erwähnt, so dass man davon ausgehen kann, dass sie baufällig und verlassen war und später während der Kriege gegen die Türken im 16. oder 17. Jahrhundert zerstört wurde.
Die neuen Einwohner von Solin, die von den Venezianern nach der Eroberung von Klis hier angesiedelt wurden, haben die alte Kirche nicht wieder aufgebaut, sondern neben den Ruinen der Stephanskirche zu Beginn der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine neue errichtet, die im Jahr 1875 durch einen Brand zerstört wurde. Diese Kirche wurde nach Angaben von L. Katić vor dem Jahr 1670 errichtet, da damals am Tag von Mariae Empfängnis die erste Taufe in der Kirche auf der Insel verzeichnet wurde. Die Stephanskirche ist nach den neusten Untersuchungen von A. Duplančić auch auf den Aquarellen von P. Zečević (1807-1876) dargestellt. Für uns jedoch ist sie das bescheidene Bauwerk, das durch das vor langer Zeit veröffentlichte Aquarell von Zečević bekannt ist, eine Kirche, die ihrem Aussehen und Format nach den Kirchen ähnelt, die zur Zeit des Barock in großer Zahl in ganz Dalmatien errichtet wurden.
Die Kirche der heiligen Mutter Gottes von der Insel wird in vielen Dokumenten des 12., 13., 14. sowie der folgenden Jahrhunderte erwähnt. Vor ihr finden Versammlungen statt, werden Bescheinigungen ausgestellt, Verträge abgeschlossen, aber aus all diesen Texten geht nicht eindeutig hervor, um welches salonitanische Bauwerk es sich handelt. Aus diesem Grund ist dieser Ort immer noch Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Diskussionen. Unsere Meinung dazu haben wir bereits dargelegt.